Wespennest: Tipps zum Umgang mit den Tieren

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Ein Wespennest - (k)ein Grund zur Panik

Seit Tagen beobachten Sie eine Wespe im oberen Winkel der Fenster­laibung. Dort ist es angenehm halbdunkel und windge­schützt - ein idealer Platz zum Brüten. Doch soweit Sie wissen, leben die schwarz-gelben Insekten als Volk zusammen und hausen in einem eigen­artig geformten Bau. Das verein­zelte Tier ist wahrscheinlich nur auf Nahrungs­suche und wird bald wieder verschwinden. Warum aber kommt es auch ohne sicht­bares Wespennest immer wieder?

Hochso­zia­li­sierte Baumeister mit eigenem Stil

Die einzeln auftre­tende Wespe ist eine Königin und gerade dabei, einen Staat zu gründen. In der Fenster­nische hat sie ein winziges papier­ar­tiges Gebilde mit 10-20 Brutkammern errichtet. Hier reifen gefräßige Larven zu Arbeits-Wespen heran. Sobald sie geschlüpft sind, übernehmen sie die Aufzucht weiterer Gelege.
Dafür erweitern sie den Bau, so dass das anfangs kleine Gebilde konti­nu­ierlich wächst. Nach und nach nimmt es die Größe und Form an, die der Begriff Wespennest sugge­riert. Unter optimalen Voraus­set­zungen steigt die Zahl seiner Bewoh­ne­rinnen auf drei- bis viertausend an.

Natür­licher und erwei­terter Speiseplan

Doch selbst ein so hoher Bestand stellt keine direkte Gefahr dar. Die natür­liche Nahrung der Arbei­te­rinnen besteht aus Pollen, Nektar, Pflan­zen­säften und überreifen Stein­früchten; ihre Königin und die Larven füttern sie mit vorver­dauten Insekten, Raupen und Spinnen. So gesehen sind die Wespennest-Bewoh­ne­rinnen ganz nützliche und zumeist auch recht fried­liche Tiere.
Kritisch wird es erst, wenn sie sich in der Nähe essender Menschen aufhalten. Den Unter­schied zwischen „mein” und „dein” kennen Wespen nämlich nicht. Als Alles­fresser stürzen sie sich auf jedes Speisen­an­gebot - ganz gleich, ob es natür­lichen Ursprungs ist oder aus Ihrer Küche stammt. Freiluft-Partys mit Grillgut, Salat, Kuchen und diversen Getränken sind für sie ein Festmahl.

Wespennest mit Wespe
Ein Wespennest ist kein Grund zur Panik

Ein Angriff und seine möglichen Folgen

Jeden Versuch, sie durch Pusten oder Wedeln vom Naschen abzuhalten, inter­pre­tieren die Tierchen als Angriff und gehen in Vertei­digung. Im Gegensatz zu Bienen können sie ihren Stachel mehrfach gebrauchen - und nutzen diese Fähigkeit notfalls noch im Sterben.
Darüber hinaus setzt jeder Stich Pheromone frei, die das gesamte Volk alarmieren. Dann fallen alle Wespennest-Bewoh­ne­rinnen gleich­zeitig über den vermeint­lichen Angreifer her. Das beim Stechen injizierte Gift verur­sacht starken Juckreiz und Schwel­lungen, die bis zu sechs Tage anhalten können.
Ist die betref­fende Person entspre­chend sensi­bi­li­siert, kann schon ein einzelner Stich zur aller­gi­schen Reaktion führen. Zu den lokalen Symptomen gesellen sich dann

  • Allge­mein­re­ak­tionen wie Übelkeit, Kopfschmerzen

  • Atemnot

  • Inkon­tinenz

  • Bewusst­seinst­rübung

  • lebens­be­droh­licher Schock mit Organ- und Kreislaufversagen

Im Extremfall kann der Aufenthalt unter oder bei einem Wespennest also tödlich enden.

Umsicht als beste Prophylaxe

Dennoch ist es nicht zwingend nötig, den Bau zu entfernen. Das Leben der Tiere und der Nutzen für den Garten sind dafür viel zu inter­essant. Darüber hinaus stehen Wespen unter Natur­schutz, weswegen Sie sich durch das Töten eines ganzen Schwarms strafbar machen.
Mit einer Reihe einfacher Maßnahmen können Sie sich und Ihr Umfeld sehr gut vor massiven Angriffen aus einem Wespennest schützen. Dazu gehören

  • deutlich sichtbare Markierung des Baus

  • 3-4 Meter Sicher­heits­ab­stand zum Bau einhalten

  • Erschüt­te­rungen und hektische Bewegungen vermeiden

  • Speisen und Getränke abdecken

  • Mund und Hände nach dem Essen reinigen

  • unter Obstbäumen Schuhe tragen

  • verlo­ckende Alter­nativ-Speisen in ausrei­chender Entfernung anbieten

Aller­gisch veran­lagte Personen sollten ein Notfallset mit indivi­duell abgestimmten Gegen­mitteln griff­bereit halten.

Fachmän­nische Entfernung

Das Wespennest durch Räucher­stäbchen oder Duftspray unattraktiv zu machen bzw. mittels Schaum zu verschließen, führt selten zum gewünschten Erfolg - sondern bedroht zusätzlich auch das Leben anderer Tiere und Ihre Gesundheit. Vom eigen­mäch­tigen Entfernen des Baus ist natürlich ebenfalls abzuraten, da es die Wespen zur aggres­siven Vertei­digung reizt.
Sehr viel umwelt­freund­licher und vernünf­tiger ist es, einen Kammer­jäger zu beauf­tragen. Er kennt sich mit den Schutz­be­stim­mungen bestens aus und kann zuver­lässig entscheiden, welche Bedrohung von den Tieren tatsächlich ausgeht.
Besteht eine unzumutbare Gefahr oder wird die Nutzung einer Immobilie stark einge­schränkt, muss der Vermieter das Wespennest auf seine Kosten entfernen lassen.

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